Starke Berufsbezeichnung für harte Stoffe

Wortakrobaten ermitteln im Rahmen eines Online-Ideenwettbewerbs Berufsbezeichnung für Stoff der Zukunft. Die Sieger wurden am 15. Mai im Kreise hochrangiger Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur im Deutschen Museum München geehrt.


Foto: Bjoern Mehrholz

München/Berlin, 16.05.2014 – "Ich werde Faserverbund-Fachmann" – das könnten künftige Berufseinsteiger verkünden, die mit kohlestofffaserverstärktem Kunststoff, kurz Carbon, arbeiten. Diesen Begriff hat die Expertenjury des Ideenwettbewerbs "Schreiner arbeiten mit Holz – Wer arbeitet mit Carbon?" auf den ersten Platz gewählt. Gesucht wurde eine möglichst kurze und treffende Bezeichnung, die das derzeit gültige Wortungetüm "Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik – Fachrichtung Faserverbundtechnologie" ablöst. Die Wettbewerbsinitiatoren – der Carbon Composites e.V. (CCeV) mit seinem Spitzencluster M∙A∙I Carbon und die Initiative Junge Forscherinnen und Forscher e.V. (IJF) – verkündeten die drei Sieger gestern im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung "Harter Stoff. Carbon – Das Material der Zukunft" im Deutschen Museum München.
Gewinner aus der Schweiz, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen

Die drei Gewinner des Ideenwettbewerbs sind:
1. Stephan Meier aus Einsiedeln/Schweiz: Faserverbund-Fachmann/Faserverbund-Fachfrau
2. Dirk Becker aus Tübingen: Faserverbundmechaniker Fachrichtung CFK
3. Vinzenz Maria Hoppe aus Ibbenbüren: Carbonmechaniker/in


Der Software-Entwickler Stephan Meier freute sich über die Auszeichnung für seine Idee: "Es freut mich riesig, dass ich gewonnen habe. Da ich beruflich unter anderem auch Software für Schreiner entwickle, ist mir der Titel des Wettbewerbs sofort ins Auge gestochen und hat mich zur Teilnahme animiert." Besonders motivierend sei für den Schweizer die Aussicht darauf gewesen, dass seine Idee eines Tages umgesetzt wird und Menschen einen Beruf ausüben, für den er sich den Namen ausgedacht hat.

Die Wettbewerbsinitiatoren belohnten die drei Siegerideen mit Geldpreisen in Höhe von 1.500, 1.200 und 1.000 Euro. Auf die Ränge 4 bis 6 setzte die Jury die Vorschläge Faserverbundgestalter/-in (800 Euro), Carbongestalter/-in (600 Euro) und CFK-Leichtbauer/-in (300 Euro). Der Sonderpreis für die beste englische Berufsbezeichnung geht an Composite Designer (500 Euro).

Die Preisverleihung war ein Höhepunkt der Eröffnung der Ausstellung "Harter Stoff. Carbon – Das Material der Zukunft" im Deutschen Museum München, bei der Besucher den Werkstoff Carbon von der Entstehung bis zur heutigen Verarbeitung entdecken können. Unter anderem Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Franz-Josef Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Medien, Energie und Technologie, und Dr. Herbert Diess, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Entwicklung, hielten Grußworte im Rahmen der Abendveranstaltung. Die Ausstellung findet auf 300 Quadratmetern im Bereich des Zentrums für neue Technologien des Museums statt und ist bis 10. Januar 2015 zu sehen.

Mehr als 900 Ideen in weniger als zwei Monaten

Der Ideenwettbewerb "Schreiner arbeiten mit Holz – Wer arbeitet mit Carbon?" wurde vom 16. September bis 11. November 2013 über die Open-Innovation-Plattform innovationskraftwerk.de ausgeschrieben. Die Online-Plattform betreiben die Initiative "Deutschland – Land der Ideen" und die Innovationsberatung inno-focus businessconsulting gemeinsam. Eine Expertenjury wählte im Anschluss die besten Vorschläge aus. Insgesamt 910 Ideen hatten findige Wortakrobaten eingereicht, um die bisherige Berufsbezeichnung abzulösen.

"Der alte Begriff war viel zu kompliziert für einen so attraktiven und zukunftsträchtigen Beruf", sagte Rainer Kehrle, Abteilungsgeschäftsführer des CCeV, Abteilung M∙A∙I Carbon und Manager des gleichnamigen Spitzenclusters. Das war der Grund, warum der CCeV mit seinem Spitzencluster M∙A∙I Carbon und der Initiative Junge Forscherinnen und Forscher e.V. im Herbst 2013 den Wettbewerb im Innovationskraftwerk ausgeschrieben hatten. "Wenn wir in Schulen unterwegs sind, merken wir, dass das Interesse junger Menschen an zukunftsträchtigen Berufen hoch ist", sagte Christoph Petschenka, Geschäftsführer der IJF. "Deshalb ist es so wichtig, für attraktive Berufe auch attraktiv zu werben – und dazu gehört eben eine Berufsbezeichnung, die griffig ist."

Beim Wettbewerb ging es darum, einen Begriff zu finden, der kurz und präzise ist, eine Vorstellung von der Tätigkeit vermittelt, die sich dahinter verbirgt und sich gut aussprechen lässt – und damit Lust auf diesen Beruf macht. Diese Kriterien träfen für die ausgezeichneten Begriffe in besonderem Maße zu, sagte Rainer Kehrle. "Aber auch die nicht berücksichtigen Vorschläge haben gezeigt, wie intensiv und kreativ sich die Wortfinder mit dem Thema auseinander gesetzt haben." Ein schönes Beispiel dafür sei ein Begriff, der es nicht in die engere Auswahl schaffte, aber dennoch Wortwitz beweist: der Coehler – in Affinität zum alten Beruf des Köhlers, aber eben mit C für das Element Kohlenstoff geschrieben.

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